Im Projekt Offener Prozess entwickeln wir Formate zur NSU-Aufarbeitung in Sachsen. Unser Ziel ist, das komplexe Thema für ein breites Publikum verständlich und emotional ansprechend aufzubereiten. Wir wollen die gesellschaftliche Auseinandersetzung mit dem NSU-Komplex fördern und verstehen das Projekt als Beitrag zum Gedenken an die Opfer des NSU. Wir entwickeln dazu u.a. eine Ausstellung, die einen Raum der Recherche und Archivierung schaff en wird, einen Raum für Begegnung, Vernetzung und Bildung. Weiterhin erarbeiten wir Formate um das Thema dauerhaft im Schulunterricht zu integrieren. Offener Prozess vernetzt bereits bestehende Aufarbeitungsinitiativen und bezieht deren langjährige Arbeit ein. Das Projekt ist ein Beitrag zu einem lebendigen Erinnern, in dem für die Perspektiven der Betroff enen rechter Gewalt sensibilisiert wird und die Kontinuitäten und Entstehungsbedingungen rechtsterroristischer Strukturen ausgeleuchtet werden.

Erinnerung und Gedenken

Das Gedenken an die Opfer des NSU sollte sich in Sachsen und speziell Südwestsachsen verstetigen mit dem Ziel, dass feste Räume des Erinnerns geschaffen werden. Trotz dessen, dass der NSU in Sachsen untertauchen konnte, gibt es keine Gedenkorte und Mahnmale, keine Straßen- oder Platzumbenennungen, die an die Opfer des NSU erinnern. Mittels Bildungsfahrten wollen wir dabei die Gedenkprozesse in anderen Städten mit NSU-Bezug kennenlernen und einen Wissenstransfer in die Städte Chemnitz und Zwickau fördern. Daneben bieten wir und Menschen aus dem Netzwerk von Offener Prozess Stadtrundgänge in Chemnitz und Zwickau an die Orte mit NSU-Bezug an, um ein lebendiges Erinnern und Mahnen in den jeweiligen Stadtgesellschaften zu fördern.

Gedenken und Aufarbeitung müssen dabei zusammen gedacht werden ebenso wie die gesamtgesellschaftliche Dimension des NSU-Komplexes, welcher auch nur mehrdimensional und gesamtgesellschaftlich aufgearbeitet werden kann. Wie bereits Frau Charlotte Schwalb aus der Initiative Keupstraße ist überall betont, braucht es ein „lebendiges Erinnern“ an die Opfer des NSU. Lebendiges Erinnern bedeutet dabei Prozess, Verstetigung des Diskurses, Partizipation verschiedener gesellschaftlicher Gruppen, Einbindung der Opferperspektive, Unterstützung durch Institutionen, Städte, Kommunen und lokale Fördertöpfe und Sichtbarkeit durch große und breitenwirksame Netzwerke. Die in Sachsen bereits entwickelten Projekte und die aktiven Schlüsselakteur*innen stellen dabei ein bereits existierendes Netzwerk auf dessen Ideen und Projekten aufgebaut werden sollte.

Teil der Ausstellung werden auch filmische Interviews sein mit Betroffenen rechter Gewalt, die in Sachsen an den hotspots der damaligen Blood&Honour Szene leben mussten und rechte Hegemonien als potentielle Opfer und Feindbilder der Nazis erlebten. Die Filme werden in die Module der Ausstellung sowie in Workshops und Bildungsangeboten integriert.

Bildung

Die gesamtgesellschaftliche Aufarbeitung des NSU-Komplexes bedarf einer Verstetigung von Bildungsarbeit. Sowohl in der wissenschaftlichen als auch in der schulischen Auseinandersetzung mit dem NSU bestehen noch viele Leerstellen.

Innerhalb der Projektlaufdauer werden drei kreative Forschungsprojekte mit Studierenden an sächsischen Hochschulen realisiert. Um die Interdisziplinarität und den Wissenschafts-Praxis-Transfer zu fördern, werden diese in einem Tandem eines/r Künstlers/in und eines/r Wissenschaftler*in geleitet. Die Ergebnisse werden in die geplante Ausstellung integriert.

Kern der Arbeit von Offener Prozess ist die Entwicklung einer Ausstellung, welche die spezifischen Sachsen-Bezüge des NSU beleuchtet. Die Dauerausstellung beschäftigt sich mit Leerstellen und offenen Fragen der Aufarbeitung der NSU-Verbrechen auf juristischer, parlamentarischer, institutioneller und zivilgesellschaftlicher Ebene. Die gesammelten Fakten aus dem NSU-Prozess und den NSU-Untersuchungsausschüssen (u.a.) werden mit Blick auf Sachsen gefiltert, visualisiert und erlebbar gemacht. Dabei wird auf bereits bestehende Formen der Aufarbeitung in Sachsen aufgebaut und durch neue kreative Forschungsprojekte ergänzt (bspw. Medienanalyse, Reformprozesse in Polizei und Justiz).

Vernetzung

Das Projekt Offener Prozess fördert die Vernetzung der lokalen Aufarbeitungsinitiativen. Dazu finden regelmäßig Vernetzungs- und Austauschtreffen statt. Neben der Förderung der Vernetzung ist die Bewerbung der Inhalte, Veranstaltungen und Publikationen der Kooperationspartner*innen und Schlüsselakteur*innen der zivilgesellschaftlichen NSU-Aufarbeitung über die Homepage sowie Facebook von Offener Prozess eine wichtige Kernaufgabe.

Pro Jahr organisieren wir Bildungsreisen in andere Städte mit NSU-Bezug, die dem Fachaustausch und der bundesweiten Vernetzung dienen. Im Vordergrund steht dabei die Frage danach, welche Formen des Gedenkens an die Opfer des NSU in anderen Städten gewählt wurden, welches migrantisch situiertes Wissen auf den NSU-Komplex vorliegt, wie die gesellschaftliche Aufarbeitung läuft, welche Schlussfolgerungen politische Verantwortungsträger*innen daraus gezogen haben und wie die rechte Szene und das Unterstützungsumfeld lokal aussah und sieht.

Zäsur

Den NSU als Zäsur zu begreifen bedeutet, das Verhalten von Behörden in neuen Fällen rechter Gewalt im Blick zu haben, auf den fehlenden gesellschaftlichen Aufschrei hinzuweisen und zivilgesellschaftliche Aufarbeitungsversuche zu unterstützen und die Kontinuitäten rechter Aktivitäten zu beobachten und zu problematisieren. In diesem Bereich des präventiven Arbeitens ist der bundesweite Fachaustausch eine wichtige Querschnittsaufgabe des Projektes.

Über ASA-FF e.V.

Im November 2016, fünf Jahre nach der Selbstenttarnung des Nationalsozialistischen Untergrundes (NSU), haben wir als Gruppe von Theatermacherinnen, Konfliktforscherin und Verwaltungswissenschaftler das Theatertreffen Unentdeckte Nachbarn (http://www.unentdeckte-nachbarn.de) in Chemnitz und Zwickau organisiert. Unentdeckte Nachbarn zielte darauf, die Kontinuitäten des NSU-Unterstützungsumfeldes sichtbar und die Betroffenenstimmen hörbar zu machen. Es vernetzte kommunale, regionale und bundesweite Erinnerungsinitiativen an den Schnittstellen zwischen Kultur, Zivilgesellschaft und Wissenschaft. Zielstellung war die Eröffnung kreativer Handlungsräume zur kritischen Begleitung der Aufarbeitungsprozesse auf juristischer, parlamentarischer, institutioneller und kultureller Ebene in Sachsen. Das Nachfolgeprogramm neue unentd_ckte narrative entwickelt die Methode der Kreativen Diskurstransformation weiter. Das Theatertreffen wurde initiiert von den Grass Liftern – Kunstaktivisten, die über die Verbrechen des NSU „kein Gras wachsen lassen wollen“ und durch gezielte Interventionen immer wieder öffentliche Diskussionen in Sachsen provozieren. Der ASA-FF e.V. (http://www.asa-ff.de) versteht sich als Plattform für aktuelle Diskurse rund ums Globale Lernen. Die über 160 Mitglieder des ASA-FF e.V. sind über den Globus verstreut und in unterschiedlichsten Führungspositionen & Branchen tätig – Wirtschaft, Forschung, Kultur, Nichtregierungsorganisationen, Verwaltung und internationale Organisationen.

Preise

Mit seinen unterschiedlichen Projekten und Aktionen möchte der ASA-FF e.V. (http://www.asa-ff.de) zusammen mit seinen Partnern auf gesellschaftliche Problemfelder aufmerksam machen und neue Lösungsansätze und Blickwinkel aufzeigen. Für sein Engagement, seine Formate und Herangehensweisen wurden der ASA-FF e.V. und seine Partner mit verschiedenen Preisen ausgezeichnet. Zur ausführlichen Übersicht geht es hier entlang: https://www.asa-ff.de/uber-den-asa-ff/preise/.