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Gerald Richter
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Aktion C hat sich 2011 nach den Ereignissen zum Chemnitzer Friedenstag gegründet, als Neonazis den Chemnitzer Friedenstag für einen Aufmarsch missbrauchten und stundenlang das gesamte Stadtzentrum blockierten. Es war klar, dass das nicht noch einmal passieren sollte, dass es dazu den Widerstand der Bürger der Stadt braucht, Aufklärungsarbeit und Bündnisse verschiedener Gruppen.

Zusammen mit der Landeszentrale für politische Bildung wurden von Aktion C in Kooperation mit der Volkshochschule Vorträge im Veranstaltungssaal des Tietz angeboten. In Vorbereitung auf den Chemnitzer Friedenstag 2012 ist Aktion C an Schulen, Kindergärten und Jugendeinrichtungen mit dem Angebot herangetreten, Plakate für den Chemnitzer Friedenstag zu gestalten, die dann an Bauzaunfeldern aufgehängt wurden. Im ersten Jahr hatten sich 23, im 2. Jahr schon über 50 Einrichtungen beteiligt. Innerhalb von 2 Jahren wurden schon über 600 m Plakate für Demokratie und Toleranz – gegen Intoleranz und Neofaschismus gestaltet. Zum Tag für Demokratie und Toleranz am 16.04.2013 wurden alle Plakate an Bauzaunfeldern in einer Plakatmeile entlang der inneren Klosterstraße und vor der Jakobikirche präsentiert. Ein Podiumsgespräch in der Jakobikirche mit Jugendlichen hatte das Thema des aufkommenden Neofaschismus „Mein Freund – ein Nazi“ zum Inhalt.

Als nach dem Überfall auf die Eisenacher Sparkasse das NSU-Trio aufflog, das Ausmaß der Verbrechen und das Versagen der Behörden immer deutlicher wurde, war NSU ein Dauerthema in der Projektarbeit mit Schülerinnen. Gleichzeitig verlagerten die Neonazis ihre Aufmärsche weg vom Friedenstag auf eine über das ganze Jahr verteilte Dauerpräsenz.

Im Zusammenhang mit dem Anstieg der Zahlen Geflüchteter kam es zu einem bemerkbaren Anstieg zahlreicher Aufmärsche und Kundgebungen von Neonazis oder CEGIDA vor der Erstaufnahmeeinrichtung von Asylsuchenden und anderen Unterkünften für Geflüchtete. Es wurde für die Aktion C immer wichtiger, aufzuzeigen, dass das NSU-Trio aus diesen Kreisen erwachsen ist und gerade in Chemnitz untertauchen konnte, weil es hier so viele Unterstützer:innen und Radikale gab. In einem 30 m langen Zeitstrahl wurden die Verbrechen des NSU chronologisch aufgelistet. Aktion C hat mehrfach Mahnwachen vor der Erstaufnahmeeinrichtung am Adalbert-Stifter-Weg angemeldet, damit Aufmärsche von Neonazis nicht bis vor die Erstaufnahmeeinrichtung ziehen konnten. Von Aktion C angemeldete Mahnwachen fanden auch im Stadtzentrum statt. Aktion C hat auch Anmeldungen anderer Gruppen durch Großplakate und den Zeitstrahl unterstützt.

2015 war das Thema NSU inhaltlicher Schwerpunkt des Chemnitzer Friedenstages. Gegenstand der Friedensimpulse war eine Lesung + Podiumsdiskussion im Großen Saal des Schauspielhauses am 25.02.15 mit dem Thema „NSU – Unsere Nachbarn in Chemnitz“. Ester Dischereit, die Verfasserin der Klagelieder „Blumen für Otello“ war zu einer Lesung eingeladen, die zeitlich versetzt von İpek İpekçioğlu in türkischer Sprache vorgetragen wurden. Das Anliegen war dabei, von der Sicht auf die Täter:innen mit künstlerischen Ausdrucksmitteln auf die Sicht auf die Opfer zu kommen, die durch die deutschen Behörden jahrelang verdächtigt und bespitzelt wurden und Falschaussagen ausgesetzt waren. Der 30 m lange Zeitstrahl lag vor dem Schauspielhaus ausgerollt, so dass die Besucher beim Abschreiten der Vliesbahn die zeitliche Länge der Verbrechensserie vor Augen hatten.
Der Zeitstrahl, von dem es drei Ausfertigungen gab, wurde am Chemnitzer Friedenstag auch auf dem Neumarkt ausgerollt und spielte auch beim Täterspuren-Rundgang eine Rolle. Das Jugendtheater der Stadt hat den Rundgang begleitet und an den Orten kleine Straßentheaterszenen aufgeführt.

Ein Jahr später zum Chemnitzer Friedenstag 2016 hat das Thema NSU Berücksichtigung bei den „Reimen gegen Rechts“ im Rathausfoyer gefunden. Seit 2012 gibt es diese Veranstaltung von Aktion C in Zusammenarbeit mit der Städtischen Musikschule Chemnitz und dem Jugendtheater der Stadt.

2016 wurden Texte aus Barbara John „Unsere Wunden kann die Zeit nicht heilen“ verlesen, bei der Opfer des NSU über ihre unmittelbaren Erlebnisse nach den Morden und ihre Erfahrungen mit Behörden sprechen.